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Techno für smarte Mädchen und charmante Jungs


In letzter Zeit gibt es mehr und mehr Acts, die elektronischen Sound mit Vocals stärker in den Songkontext stellen. Allen voran stehen da vermutlich The XX oder Dillon, aber auch unbekanntere Band wie Pupkulies & Rebecca. Weniger den Song, sondern vielmehr Techno haben da Saschienne im Visier. Das sympathische Ehepaar  bestehend aus Julienne Dessagne und dem crediblen Schnurrbartträger Sascha Funke kollaborieren auf diesem Album auf perfekte Art und Weise.



Juliennes Stimme geht unter die Haut und verkörpert die Nacht und den Club so eindringlich, wie ich das auf Albumlänge selten gehört habe. Sascha Funke ist seit vielen Jahren als DJ international unterwegs und produziert auch selbst. So auch dieses hervorragende Album. Er hatte seinerzeit mit Mango auch einen größeren Clubhit, der von Paul Kalkbrenner in dessen Film verwurstet und von ihm selbst geremixt wurde. Sascha Funke steht für Club, nicht für Pop. Aus diesem Grund ist das Album auch nicht gefällig, sondern hat mit Tracks wie Knopfauge oder "Grand Cru" auch durchaus düstere Seiten.


Sascha Funkes DJ Sets sind im Übrigen wirklich empfehlenswert. Um ihn zu sehen, habe ich mich vor einigen Jahren sogar tatsächlich getraut, alleine in einen Club zu gehen. Ins "Click" nämlich. War musikalisch ein Wahnsinnsabend in einem der damalig besten Clubs Hamburgs!


"La Somme" ist dann wieder versöhnlicher und nimmt einen in Richtung Ambient an die Hand. Mit "Neue Acht" endet das Album dann deep und versöhnlich und schubst einen aus der Tür des Clubs in die Morgensonne und nach Hause.



Wo ist mein Strohhut, wo ist der Wodka?

Noze sind zwei recht verrückte Herren aus Paris, die vor allem für alkoholgetränkte und heftige Liveauftritte bekannt sind. Sie darauf zu reduzieren wäre aber zu kurz gesprungen. Ezechiel Pailhes ist ausgebildeter Jazzpianist und Nicolas Sfintescu Mitbegründer des feinsinnigen Houselabels Circus Company. Und das hört man dem Album auch an.



Ich bin über eine Groove-CD (als es das Groove Magazin noch in Papierform lag der Kaufversion immer eine recht gute CD mit Tracks von Künstlern aus dem aktuellen Heft bei) auf die Band gestoßen und habe seitdem alle Alben gekauft. Das Album Dring ist nicht ganz so skurril wie das 2008 erschiene Songs On The Rock.  Da war der Name – gelinde ausgedrückt – schon Programm. Die gleichnamige Singleauskopplung ist ein Hit zum Ausrasten, wie man ihn selten so kompromisslos hört. Die Einflüsse aus Balkan Pop, unterlegt mit einem treibenden Housebeat, lassen einen nur schwer ruhig stehen. Und das dazugehörige Video ist ein Paradebeispiel, wie man aus minimalem Produktionsbudget maximal gute Laune produziert. Keine Ahnung wie die es schaffen, dass man sofort Lust bekommt, Wodka zu trinken und dabei einen Strohhut zu tragen.


Das Album startet jedoch ruhig und jazzig und ist mit Cinq schon fast experimentell. Mit „Dring“ ändert sich das dann aber schnell und bleibt bei den nächsten beiden Tracks, bei denen Noze mit Wareika zusammengearbeitet haben, auch erstmal Party-orientiert. Danach wird’s teilweise wieder jazzig und klingt sogar – vor allem wegen der rauchigen Stimme – nach so was Ähnlichem wie Blues.


Leider schließt das Album mit einem völlig überflüssigen und einfallslosen Technotrack namens „Concrete“ ab. Den möge man bitte ignorieren.


Vor einigen Jahren gab es in der Groove einen längeren Artikel über die beiden Artists zu lesen. Das dazugehörige Bild zeigte die Beiden nackt (mit einem Kissen vorm Gemächt) auf einem roten Plüschsofa herumspringend. Ungefähr so klingt das Album auch. Ein bisschen unreif und zügellos, aber unbedingt liebenswert.




Slow Fi Dubstep für Erwachsene


Wie schön, dass es die Groove gibt und wie schön, dass auch die Groove nicht mehr nur ausschließlich und sklavisch über House und Techno schreibt. Sonst wäre ich nämlich auf diese Top-Band namens Darkstar gestoßen.



Das Album ist auf dem lupenreinen Dubstep-Label Hyperdub veröffentlicht worden. Das passt meiner Meinung nur eingeschränkt. Klar wobbelt und breakt es auf dem Album ein bisschen, aber aufgrund der ausdrucksstarken Stimme des Sängers James Young und dem Einsatz von Klavier und viel Synthieflächen trägt das Album eine gehörige Portion Pop in sich. So ein ganz bisschen erinnert es mich an Hot Chip, allerdings in einer sehr depressiven Variante.


Das Album macht nachdenklich und man kann beim Hören wunderbar seinen Gedanken nachhängen. Besonders wenn man nach einem langen und anstrengenden Tag alleine auf der Couch rumhängen will. Nichts für den Sommer, sondern für kalte und verregnete Tage. Und zu guter letzt lässt das Album den Hörer nicht traurig zurück, sondern sorgt immer wieder dann für leise Hoffnung, bevor man den Eindruck bekommt, dass jetzt alles zu Ende geht.


Mein Lieblingstrack ist im Übrigen „Aidys Girl Is A Computer“. Ich mag diese xylophonlastigen verschleppten Beats wirklich und die Vocals sind herrlich oldschool-vocodermäßig verzerrt.



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