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Musik für traurige Surfer


Es gibt Bands, deren Existenz man irgendwo zufällig aufgeschnappt hat. Bands die jenseits jeglicher Hypes und Spex-Reviews existieren und gerade vielleicht auch deshalb mit zu den persönlichen Lieblings-Geheimtipps gehören. Die Band Girls Names stammt aus Belfast und bringt schwergewichtigen Indie-Surf-Pop aufs Parkett. Ich bespreche hier das erste Album der Band, namens “Girls Names - Dead To Me", da ich es noch etwas besser finde, als das Anfang 2013 erschienene zweite Album "Girls Names - The New Life".


„Dead To Me“ startet mit einem der Highlights des Albums. Der Song Lawrence ebnet mit einem atmosphärischen Gitarrenintro den Weg für die leicht düstere Stimme von Cathal Cully. Die Surf-Einflüsse sorgen stets dafür, dass die Musik nicht zu sehr ins Düstere abdriftet. Für einen Kinderkarneval ist der Sound jedoch dennoch nicht zu empfehlen. Keinesfalls leicht verdaulich und zur falschen Zeit gehört vielleicht auch etwas zu energetisch und aufregend. Zur richtigen Zeit gehört jedoch – und hier denke ich an eine nächtliche Fahrt durch Berlin oder den angetrunkenen Nachhauseweg aus einem Pub – entfaltet das Album eine völlig eigene Stimmung und ist vor allem mal etwas Anderes im Indie-Einheitsbrei. Mit großer Sicherheit auch eine Geheimwaffe für eine gute Club-Crowd. Mein Highlight des Albums ist „I lose“ – beim Gitarrenriff zu Anfang des Stücks wähnt man sich fast in einem Soundtrack zu einem Tarrantino-Film.



Geht mal an die frische Luft!


Verträumt ist eigentlich ein furchtbares Wort um Musik zu beschreiben, fühlt man sich doch sogleich an seichte Säuselmusik für pubertierende Mädchen erinnert. Daher benutze ich das Wort verträumt auch nicht im Kontext mit dem sehr feinen Album „Low Wishes“ der eher unbekannten Band Air Review aus Dallas. Statt verträumt nennen wir es mal ohrenumschmeichelnd und easy. Easy Indie Pop.



We are a pop band; our goal is to write music that is accessible for casual listening but engaging to a serious music lover.” (Douglas Hale, Sänger bei Air Review)


Ich bin selbst durch Zufall auf die Band aufmerksam geworden. Und im Speziellen auf den „Hit“ des Albums “Young“. Sehr fröhlich und eigentlich eher sommerlich – aber auf jeden Fall Musik für draußen. Soundtrack zum Grillen, für Autofahrten zu Festivals, Kofferradio im Park etc. (Notiz an mich: Mit Veröffentlichung dieses Posts bis zum Frühling warten).



Das Album vereint ruhigere Stücke wie das an “Bon Iver“ erinnernde „Fin“ und das einfach nur schöne „Americas Son“ (sicher gut um es auf Floßfahrten zu hören). Leichte 80er Einflüsse machen sich bei „Animal“ bemerkbar. Der heimliche Favorit des Albums und allemal einen Anspieltipp wert ist der Opener-Track “Rebel“, der nach den ersten anderthalb Minuten eine dramaturgische Wendung vom „Dream Pop“ (da sind wir wieder beim Verträumten…) hin zum elektronisch und euphorisch treibenden, hymnischen Indie Pop hinlegt. So und jetzt das Album besorgen, drauf auf den iPod und raus damit an die frische Luft!



Pop aus Australien on Repeat


Cloud Control kommen aus der Nähe von Sydney und sind eine wahnsinnig sympathische Band. Nicht nur die Musik auch der überspringende Funke auf Live-Konzerten war für mich ein musikalisches Highlight der letzten Wochen. Der zuständige Amazon-Redakteur hat die Musik der Band als Popsongs mit Hirn, Herz und Melodie beschrieben, dieser unglaublich ausgelutschten Floskel kann ich mich nahtlos anschließen.

Ich habe die Herren (und Dame) im Hamburger Club Molotow (der im Juni 2014 nun leider wirklich seine Pforten schließen musste und mittlerweile wieder geöffnet hat) gesehen und wusste vorher gar nicht recht was mich beim Gig von Cloud Control erwartet. Es war ein „Ich komme mal mit“-Konzert. Umso überraschter war ich über die Eingängigkeit der Songs, obwohl ich sie auf dem Konzert zum ersten Mal hörte. Schande über mein Haupt.



Seitdem ich nun das im August releaste Album "Dream Cave" besitze läuft es bei mir im Auto auf Endlosschleife. Jedes Lied hat seine Berechtigung, keine Lückenfüller. Abwechslungsreich und großartig! Ein Album bei dem man immer wieder aufs Neue dem nächsten Stück entgegenfiebert und selbst im miesen Rush-Hour-Verkehr gute Laune bekommt.


Mein Highlight-Song ist das bluesige „Promises“, der Song liefert sich allerdings mit dem erhabenen "The Smoke, The Feeling“ ein Kopf-an-Kopf Rennen, was die persönliche Ohrwurmskala angeht. Ein weiterer Anspieltipp ist das etwas melancholischere aber in einen Sog reißende „Island Living" – man beachte vor allem den bedrohlich-treibenden Basslauf.


Beim Song „Moonrabbit"geht es dann ganz entgegengesetzt, fröhlich weiter und ich fühle mich an frühere Songs von The Shins und die Beach Boys erinnert. Denn unwillkürlich muss ich bei dem Song an eine Kombo von gut gelaunten Teenagern denken, die sich mit einer Kühlbox voller Bier in Richtung Baggersee aufmachen, um Arschbomben in hässlichen Hawaii-Shorts zu zelebrieren. Und das meine ich im positiven Sinne.


Unbedingt empfehlenswert ist auch das erste Album der Band: „Bliss Release“ aus dem Mai 2010. Wobei ich persönlich den aktuellen Longplayer noch stärker finde. Und wenn die Band mal bei euch in der Nähe ist: Hingehen! Der freundliche Schlagzeuger Ulrich Lenffer (im steht die Hawaii-Shorts sicher großartig) hält auch gern mal ein Schwätzchen beim CD signieren.


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