Pärchenmusik für zarte Momente
Ich stehe etwas ratlos mit dem Album vor dem CD Regal und frage mich, in welches Fach ich es denn wohl am besten packe. Auf der einen Seite zarter Indie Pop. Dafür spricht vor allem die fragile Stimme von Ninca Leece in “A Broken Shape Of You“. Deep House? Wieso nicht? Die Bassdrum auf einigen Tracks, wie "I Try“ lässt eigentlich keine Fragen offen. Sogar Jazzanleihen sind da, wie zum Beispiel auf “Under Your Tongue".
Der gemeinsame Nenner auf fast allen Tracks ist elektronisch, soviel steht fest. Damit ist Public Lover am ehesten mit Saschienne oder "Daypak&Padberg" vergleichbar, aber lange nicht so dancefloororientiert, wie die beiden technoiden Vorzeige-Ehepaare. Public Lover lassen es ruhiger und mit viel Liebe zum musikalischen Detail angehen. Hinter den Sounds steht mutmaßlich Bruno Pronsato, der schon einige elektronische Singles veröffentlicht hat, die aber viel härter und straighter sind, als die Kollaboration mit Ninca Leere. Die meisten Tracks klingen nämlich sehr organisch und es scheint, als wäre viel analoges Musikgerät zum Einsatz gekommen. Damit könnte man die beiden mit Ensemble Du Verre vergleichen. Allerdings nicht ganz so vertrackt. Ich wünschte übrigens, ich wüsste ein bisschen was über die Band. Aber deren Onlinepräsenz hält sich eher in Grenzen, was sie schon wieder fast sympathisch macht.
Ich habe das Album vor zwei Jahren, kurz nach der Veröffentlichung gekauft und seitdem noch gar nicht so häufig gehört. Komisch eigentlich, die Platte ist nämlich gut hörbar, ohne belanglos zu sein. Das ist der Sound für einen entspannten Abend bei einem Drink auf der Terrasse oder zum gemeinsamen Kochen mit Freunden. Für die eher leichten Momente im Leben also. Kritische Stimmen würden jetzt vielleicht nach mehr musikalischen Ecken und Kanten rufen. Das tun wir aber nicht. Auf der Terrasse trinken wir schließlich auch keinen Absinth, sondern einen leichten Pinot Grigio. In diesem Sinne: Dolce Vita!
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