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Es groovt wenn's groovt und hier hört es einfach nicht auf


Es gibt Alben im eigenen musikalischen Dasein, die öffnen einem völlig neue Horizonte. Platten, die Einen begeistern und zu denen man Gedanken hat, wie "hoppla, wieso höre ich das jetzt erst" oder "ich brauch mehr davon, was klingt denn so ähnlich" oder "wann kommt der mal live in meine Nähe". Das erste Album von Kalabrese "Rumpelzirkus" aus 2007 ist genau so ein Album.


Unzählige Male hab ich es gehört, weil ich die Verbindung aus House und organischem, schmutzigen Funk unbeschreiblich finde. In 2013 wurde dann endlich der Nachfolger “Independent Dancer“ veröffentlicht und das Album ist noch besser.  Der Züricher Eidgenosse Kalabrese versteht es wie kein Zweiter aus den Komponenten Folk, House, Funk und gelegentlichen Jazzelementen einen Sound zu kreieren, der für den Floor genauso gemacht ist, wie für den Kopfhörer oder das gemeinsame Dinner zu zweit oder mit Freunden.


Im Vergleich zu "Rumpelzirkus" sind die elektronischen Elemente etwas zurückgenommen und die analogen Instrumente überwiegen. Das lässt die einzelnen Tracks jammender und weniger bis ins letzte Detail produziert klingen. Kombiniert mit dem verstärktem Einsatz von Vocals von Kalabrese selbst, aber auch Gästen wie Sarah Palin (die scheint wirklich so zu heißen und hat mich der Amerikanischen Politikerin nichts zu tun) klingt das gleichzeitig sehr erwachsen und unfassbar sexy.


Es fällt mir schwer, echte Lieblingstracks auf dem Album zu benennen, weil ich die ganze Platte bombastisch finde. “Fresh And Foolish" lebt von den Vocals und erzählt eine wunderbare Geschichte. “Let The Good Times Roll" ist eine Platte, die Prince sicherlich gerne selbst gemacht hätte und "Shiltal" macht Lust auf Sommer. Trotzdem, bitte kauft euch das ganze Album und nicht nur einzelne Tracks. Ihr verpasst sonst was. Und wenn ihr schon dabei seid, kauft euch Rumpelzirkus gleich auch. Und wenn “Kalabrese und sein Rumpelorchester“ bei euch in der Nähe spielen, GEHT HIN!



So, liebe Kinder! Heute 4. Stunde Musikgeschichte, Fachvertiefung: TECHNO


Heute tauchen wir mal tief in die Historie von Techno ein. Und zwar an den Punkt der Technogeschichte der heute noch aktuell klingt und Referenzpunkt für viele Produktionen ist. Maurizio ist eines der Synonyme, unter den Moritz von Oswald vornehmlich für sein Label “Basic Channel“ diverse Tracks veröffentlicht hat. Diese haben meist keine expliziten Namen, sondern heißen M047, M06A oder M04A. Mit einer sehr bekannten Ausnahme - der Track “Domina“ ist eine der prägendsten Technonummern aller Zeiten und hat sich im Nachhinein offensichtlich einen eigenen Namen verdient. Die austauschbaren Namen der Tracks und das Veröffentlichen unter Synonymen reflektiert aus meiner Sicht die Zeit Anfang und Mitte der 90er Jahre. Techno war meilenweit von dem heutigen Kommerzialisierungsgrad entfernt und im Vordergrund stand vor allem der Sound. Nicht der Künstler, das Label oder gar das Merchandising, sondern nur der Sound. Moritz von Oswald hat sich das bis heute bewahrt.


Wie hört sich das an? Wer schon einmal an der Kasse vom Berghain stand (nachdem man rein gekommen ist) und erwartungsvoll das Wummern auf sich hat wirken lassen, der hat schon ein recht gutes Gefühl dafür, wie das Album klingt. Deepe Bässe, rauschende Hintergründe und dubbige Halleffekte dominieren jeden der Tracks. Die Tracks arbeiten nicht auf den absoluten "DROP" hin, sondern entfalten ihre Sogwirkung aus sich selbst heraus. Und das mit durchaus spürbarer Härte. Die Beats bleiben meist konstant in ihrer Geschwindigkeit und Peaks gibt es quasi nicht. Akzente werden durch wiederkehrende und verschwindende Soundfragmente gesetzt, die mit genau dem Erscheinen und Verschwinden jedem Track eine Wendung oder Steigerung zu kommen lassen. Für alle, die sich unter Techno eher sowas wie die Tomorrowland vorstellen, keine Sorge, ist es nicht. Ist viel besser, lohnt sich mal rein zu hören. Hat nämlich Seele.



Moritz von Oswald hat sich seinen Status als Vordenker bis heute bewahrt. Mit seinem Album Re-Composed zusammen mit Carl Craig bringt er Klassik und Elektronik zusammen und auf die große Bühne. Wir hatten vor ein paar Jahren das Vergnügen die beiden zusammen mit Francesco Tristano und den Hamburger Philharmonikern zu sehen. Ein musikalisch forderndes und glücklich machendes Erlebnis.


M Series klingt dann gut, wenn man Samstag Abend noch unschlüssig ist, ob man nochmal rausgehen sollte. Wenn die Tracks Einen packen, dann raus und ab in den Club. Ich habe das Album aber auch schon oft auf dem Heimweg nach einer langen Nacht gehört, weil es mich nochmal Momente auf dem Floor nachfühlen lässt, ohne anzustrengen. Und am allerbesten klingt es im Club, laut und roh. Weil es einen nicht nach Hause gehen lässt.



Geht mal an die frische Luft!


Verträumt ist eigentlich ein furchtbares Wort um Musik zu beschreiben, fühlt man sich doch sogleich an seichte Säuselmusik für pubertierende Mädchen erinnert. Daher benutze ich das Wort verträumt auch nicht im Kontext mit dem sehr feinen Album „Low Wishes“ der eher unbekannten Band Air Review aus Dallas. Statt verträumt nennen wir es mal ohrenumschmeichelnd und easy. Easy Indie Pop.



We are a pop band; our goal is to write music that is accessible for casual listening but engaging to a serious music lover.” (Douglas Hale, Sänger bei Air Review)


Ich bin selbst durch Zufall auf die Band aufmerksam geworden. Und im Speziellen auf den „Hit“ des Albums “Young“. Sehr fröhlich und eigentlich eher sommerlich – aber auf jeden Fall Musik für draußen. Soundtrack zum Grillen, für Autofahrten zu Festivals, Kofferradio im Park etc. (Notiz an mich: Mit Veröffentlichung dieses Posts bis zum Frühling warten).



Das Album vereint ruhigere Stücke wie das an “Bon Iver“ erinnernde „Fin“ und das einfach nur schöne „Americas Son“ (sicher gut um es auf Floßfahrten zu hören). Leichte 80er Einflüsse machen sich bei „Animal“ bemerkbar. Der heimliche Favorit des Albums und allemal einen Anspieltipp wert ist der Opener-Track “Rebel“, der nach den ersten anderthalb Minuten eine dramaturgische Wendung vom „Dream Pop“ (da sind wir wieder beim Verträumten…) hin zum elektronisch und euphorisch treibenden, hymnischen Indie Pop hinlegt. So und jetzt das Album besorgen, drauf auf den iPod und raus damit an die frische Luft!



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